Sonntag, 7. Mai 2006
Literatur/Kunst. Glavlit 1922
Glavlit 6.6.1922:

Die Zensurbehörde „Glavlit“ wird geschaffen. Ihr oblag eine Vorzensur, der Schutz der Staatsgeheimnisse. Ihr Auftrag war, Herstellung und Verbreitung von Presseerzeugnissen und anderen Druckwerken zu untersagen, die Agitationen gegen sowjetische Staatsorgane enthielten oder „die öffentliche Meinung mit erfundenen Nachrichten beunruhigen“ konnten.

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Samstag, 29. April 2006
Kultur und Politik. 1724
Die erste Zeitung St. Petersburgs erscheint.



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Kultur und Politik. 1917
Lenin überträgt Anatoli Lunatscharski 1917 das Volkskommissariat für „Aufklärung“.

Dessen Hauptaufgabe solle die Bekämpfung des Analphabetentums sein. Es sei kaum möglich, so Lenin, „von politischer Aufklärung zu sprechen, solange es bei uns zulande eine solche Erscheinung wie das Analphabetentum gibt. (...) Der Analphabet steht außerhalb der Politik, man muß ihm zuerst das ABC beibringen. Ohne das kann es keine Politik geben, ohne das gibt es nur Gerüchte, Tratsch, Märchen, Vorurteile, aber keine Politik“.

Seit 1928 ging die SU dann auch planmäßig dazu über, das Kulturniveau mit Massenkampagnen zu fördern. Der Komsomol begann einen „Kulturfeldzug“ zur Beseitigung des Analphabetentums und zur Einführung der Elementarschulpflicht.
1929 wurde der Intellektuelle Lunatscharski durch Andrey Bubnow als Volkskommissar für das Bildungswesen abgelöst. Bubnow, zuvor Leiter der Politischen Hauptverwaltung der Roten Armee, nahm sich der Aufgabe gewohnt militärisch an: Es ergingen „Kampfbefehle“ an die „Kulturfront“; es gab „Abteilungen der Kulturarmee“ aus Fabriken, Kolchosen, Universitäten und Behörden, die sogenannte „Stoßeinsätze“ in Dörfern durchführten.

Lit.:
Wladimir Korolenko, „Ohne Freiheit keine Gerechtigkeit“. Die Briefe an den Volkskommissar Lunatscharski (1920), hsg., mit e. Vorwort von Michael Harms, Üs. aus dem Russischen von Ernst Kuhn, 1993

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Mittwoch, 26. April 2006
Freidenkertum. Aleksandr Bestuzevs Brief 1826 an Nikolaj I.
Der Dichter und Schriftsteller Aleksandr Bestuzev hat in einem Brief "Über die historische Entwicklung des Freidenkertums in Rußland" das Handeln der Dekabristen 1826 gegenüber Nikolaj I. dargestellt. Er schrieb ihn als Gefangener in der Peter-Pauls-Festung.

„In der Überzeugung, daß Sie, Majestät, die Wahrheit lieben, nehme ich mir die Freiheit, Ihnen die historische Entwicklung des Freidenkertums sowie eine Vielzahl von anderen Begriffen darzulegen, welche die moralische und politische Seite des Unternehmens vom 14. Dezember ausmachten. Ich werde in rückhaltloser Offenheit sprechen, ohne das Schlechte zu verheimlichen, ohne mich auch nur in meiner Ausdrucksweise zu dämpfen. Denn es ist die Pflicht eines Untertanen, seinem Monarchen ohne Schönfärberei die Wahrheit zu sagen. Ich beginne: Der Anfang der Herrschaft des Zaren Aleksandr war gekennzeichnet durch die glänzendsten Hoffnungen für das Wohlergehen Rußlands. Der Adel amüsierte sich, die Kaufmannschaft hatte sich über Kreditmangel nicht zu beklagen, der Militärdienst war ohne Mühsal, die Wissenschaftler studierten, was sie wollten, alle sagten, was sie dachten, und jedermann erwartete von der Menge des Guten immer mehr. (...) Schließlich drang Napoleon in Rußland ein, und da spürte das russische Volk zum erstenmal seine Kraft, da erwachte in allen Herzen das Gefühl einer Unabhängigkeit, die anfangs außenpolitischer, dann aber auch innenpolitischer Natur war. Dies ist der Beginn des Freidenkertums in Rußland. Die Regierung selbst sprach die Worte ‚Freiheit’ und ‚Befreiung’ aus. (...) Der Krieg dauerte noch an, als die heimkehrenden Krieger zum erstenmal das Murren unter das Volk trugen. ‚Wir haben unser Blut vergossen’, sagten sie, ‚doch nun zwingt man uns wieder in die Fron. Wir haben das Vaterland von einem Tyrannen befreit, doch nun werden wir aufs neue von unseren Herren tyrannisiert.’ Alle heimkehrenden Krieger, von den Generälen bis hinab zu den Soldaten, sagten das gleiche: ‚Wie schön ist es im Ausland.’ Der Vergleich mit der Heimat brachte sie natürlicherweise auf die Frage: ‚Weshalb ist es bei uns nicht so?’ Anfangs, als wir ungehindert darüber sprechen konnten, verflogen solche Worte im Wind, denn der Geist ist – wie das Pulver – nur in gepreßter Form gefährlich. Die Hoffnung, Seine Majestät der Zar würde uns eine Verfassung geben, wie er (...) in Warschau gesagt hatte, sowie der Versuch einiger Generäle, ihre Leibeigenen zu befreien, beglückten viele. Doch im Jahre 1817 veränderte sich alles. Die Menschen, die Böses erlebt hatten oder Besseres wünschten, wurden durch eine Vielzahl von Spionen gezwungen, nur noch insgeheim miteinander zu reden. Dies ist der Beginn der Geheimgesellschaften. Daß verdiente Offiziere durch ihre Vorgesetzten unterdrückt wurden, empörte die Gemüter. Daß man deutsche Familiennamen den russischen vorzog, kränkte den Volksstolz. Zu dieser Zeit begannen die Militärs zu sagen: ‚Haben wir deshalb Europa befreit, daß wir uns nun selber in Ketten schlagen lassen? Haben wir deshalb Frankreich eine Verfassung gegeben, damit wir jetzt nicht mehr von ihr sprechen dürfen? Haben wir deshalb den ersten Platz unter den Völkern errungen, um daheim erniedrigt zu werden?’ Die Abschaffung der Normalschulen und die Verfolgung der Gebildeten zwang die Menschen, sich aus Hoffnungslosigkeit Gedanken über grundlegende Maßnahmen zu machen. Das Murren des Volks über seine Ausplünderung und die Mißstände bei Zemstvo- und Zivilverwaltungen drohten zu einer blutigen Revolution zu werden. Deshalb faßten die Gesellschaften den Entschluß, das größere Übel durch das kleinere abzuwenden und bei der ersten sich bietenden Gelegenheit in Aktion zu treten“.

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