Freitag, 28. April 2006
Kultur und Politik. 1917
Lenin überträgt Anatoli Lunatscharski 1917 das Volkskommissariat für „Aufklärung“.

Dessen Hauptaufgabe solle die Bekämpfung des Analphabetentums sein. Es sei kaum möglich, so Lenin, „von politischer Aufklärung zu sprechen, solange es bei uns zulande eine solche Erscheinung wie das Analphabetentum gibt. (...) Der Analphabet steht außerhalb der Politik, man muß ihm zuerst das ABC beibringen. Ohne das kann es keine Politik geben, ohne das gibt es nur Gerüchte, Tratsch, Märchen, Vorurteile, aber keine Politik“.

Seit 1928 ging die SU dann auch planmäßig dazu über, das Kulturniveau mit Massenkampagnen zu fördern. Der Komsomol begann einen „Kulturfeldzug“ zur Beseitigung des Analphabetentums und zur Einführung der Elementarschulpflicht.
1929 wurde der Intellektuelle Lunatscharski durch Andrey Bubnow als Volkskommissar für das Bildungswesen abgelöst. Bubnow, zuvor Leiter der Politischen Hauptverwaltung der Roten Armee, nahm sich der Aufgabe gewohnt militärisch an: Es ergingen „Kampfbefehle“ an die „Kulturfront“; es gab „Abteilungen der Kulturarmee“ aus Fabriken, Kolchosen, Universitäten und Behörden, die sogenannte „Stoßeinsätze“ in Dörfern durchführten.

Lit.:
Wladimir Korolenko, „Ohne Freiheit keine Gerechtigkeit“. Die Briefe an den Volkskommissar Lunatscharski (1920), hsg., mit e. Vorwort von Michael Harms, Üs. aus dem Russischen von Ernst Kuhn, 1993

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