Donnerstag, 18. Mai 2006
Geschichte. Katharinas Bildungspolitik
Katharinas Bildungspolitik

Katharina war der Überzeugung, dass das russische Volk durch Bildung und Erziehung 'besser' würde. Deshalb nahm sie mit ihrer Herrschaft auch die seit Peters des Großen Tod vernachlässigten Bildungsmaßnahmen wieder auf.

Zunächst förderte sie lediglich die Gründung einzelner Schulen. Damit sollte in erster Linie der dritte Stand ausgeweitet werden. Er sollte künftig nicht mehr nur aus Händlern und Kaufleuten bestehen, sondern auch Anwälte, Ärzte, Baumeister, Apotheker u.s.w. umfassen.

Iwan I. Bezkoj legte 1764 die allgemeinen Bildungs- und Erziehungsgrundsätze Katharinas im Werk Allgemeiner Plan für die Heranbildung junger Leute beiderlei Geschlechts nieder: Dies war ein allgemeiner Bildungsplan, der das Interesse der Kinder wecken, Geist und Herz gleichermaßen erziehen sollte. Hohes moralisches Pflichtgefühl gegenüber allen Mitgliedern der Gesellschaft sollte vermittelt werden.
Um diesen neuen humanistisch geschulten Menschen zu erziehen, wurden zunächst Findelhäuser gegründet. Dort wurden Kinder mittelloser Mütter sowie ausgesetzte und Waisenkinder aufgenommen. Sie erhielten eine grundlegende Erziehung.

Katharina gründete zudem das Smolny-Institut für adlige Fräulein. Ihm war eine Bildungsanstalt für Mädchen aus den niederen Schichten angeschlossen. Körperliche Strafen waren in beiden Institutionen untersagt. Die Findelhäuser unterstanden privaten Spenden, das Smolny-Institut finanzierte die Zarin selbst.

Mit der Umgestaltung der Provinzverwaltungen wurde 1775 die Einrichtung von Schulen in den Städten einer jeden Provinz beschlossen. Zahlreiche private Gründungen entstanden, die Katharina mit unterstützte. Die Freimaurer gründeten zwei große Schulen. Auch Gouverneure und einfache Kaufleute gründeten Schulen.

In der Gesundheitserziehung befand sich Katharina auf fortschrittlichem Posten. Neben dem Rat zur Pockenimpfung riet sie dazu, in nur gemäßigt gewärmten Räumen zu schlafen, zweimal am Tage zu lüften und mindestens einmal im Monat das russische Dampfbad aufzusuchen.

1782 entschloss sich Katharina zu einer nationalen einheitlichen Bildungspolitik. Man riet ihr zu einem System von 3 Schultypen:

- Volksschulen,
- höhere Schulen,
- Normalschulen.

Neu war, dass mehrere Kinder gleichzeitig unterrichtet wurden. Katharina installierte eine Hauptschulkommission, die das Ganze aus dem Nichts erbauen sollte. Da es keine Lehrer gab, wurde zuerst eine Lehrerbildungsanstalt eingerichtet.
Lehrbücher mussten übersetzt, neue verfasst werden. Es wurde beschlossen, in jeder Provinzhauptstadt eine höhere Schule, in jeder Kreisstadt eine Volksschule einzurichten. Unterrichtssprache sollte Russisch sein, Schulgeld wurde nicht verlangt.

Eine Allgemeine Schulpflicht wurde nicht veranlaßt, da viele Familien auf die Mithilfe ihrer Kinder angewiesen waren.
Es wurde festgelegt, dass Lehrer unparteilich sein sollten und den Unterricht durch Strategien wie die Frage-Antwort Methode interessanter gestalten sollten. Die Lehrer sollten für ihre Schüler Vorbild eines Mitglieds des russischen Staates sein.

In den vierzehn Jahren von 1784 bis 1798 wurden über 400 neue Lehrer ausgebildet. Am Ende des Jahrhunderts gab es 315 Schulen mit 790 Lehrern und nahezu 20000 Schülern (ca. 2000 Mädchen). Bestehende Schulen wurden an das neue Bildungssystem angepaßt, Lehrpläne ständig auf den neuesten Stand gebracht.

Trotz Katharinas Bemühungen war die Gesamtzahl der Bildungseinrichtungen besuchenden Kinder am Ende des 18. Jahrhunderts sehr gering.
Es ist unschwer einschätzen, wie viel im Bildungsbereich in Russland in nur 15 Jahren erreicht wurde.
Katharina hatte das Fundament gelegt, auf dem Alexander I. weiterbauen konnte.

Gisela Wohlfahrt

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