Freitag, 28. April 2006
Musik. 1844: Rimsky-Korsakow geboren.
18. März: Nikolaj Andrejewitsch Rimskij-Korsakow in Tichwin geboren.



Klavierunterricht.
1856: Marine-Kadettenschule in St. Petersburg.
Er lernt über seinen Bruder die deutschen Klassiker sowie Schubert, Berlioz, Rossini, Liszt und Wagner kennen, ebenso Glinkas ‚Ruslan und Ljudmilla’.
Ab 1860: Professioneller Unterricht bei dem Pianisten Fjodor Kanille. Er macht ihn mit Balakirew bekannt. Er lernte Cui, Mussorgski kennen, später auch Borodin.
1862: Kommando zu einer Weltumseglung.
1865: Rimskij-Korsakows musikalische Karriere beginnt mit seiner Rückkehr nach St. Petersburg. Kontakte zum Kreis um Balakirew.
Dezember 1865: 1. Sinfonie wird aufgeführt, erster öffentlicher Erfolg.
Während seiner Zeit als Marineoffizier entstanden mehrere Werke: eine Ouvertüre über russische und eine Phantasie über serbische Themen, die sinfonische Dichtung ‚Sadko’, die sinfonische Suite ‚Antar’, Lieder und die erste Oper ‚Pskowitjanka’.
1871: Professur für Komposition am Konservatorium in St. Petersburg.
Rimsky-Korsakow bemerkt die Mängel seiner Ausbildung. Schaffenskrise.
1873: Dritte und letzte Sinfonie.
Planmäßiges Studium von Harmonien und des Kontrapunkts.
Entfremdung vom Balakirew-Kreis (dem ,Mächtigen Häuflein’), der seine „akademischen“ Studien mit Argwohn beobachtet.
1874: Leitung der Freien Musikschule, anstelle Balakirews.
Erstes Konzert mit Werken von Händel, Haydn, Palestrina und Bach.
Das Verhältnis zu Balakirew und Mussorgski wird zunehmend problematisch. Cui und Borodin halten weiter zu ihm.
Das Ministerium ernennt ihn zum Inspektor der Marinekapellen.
1872: Heirat mit Nadeshda Purgold, einer begabten Pianistin und Komponistin (aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor, zwei starben im Kindesalter an Diphterie).
Rimsky-Korsakows Kompositionen nehmen nun eine streng akademische Richtung an.
1879: Oper ,Mainacht’. Sie demonstriert die „Verschmelzung von feinfühligem russisch-slawischem Geistesleben mit mitteleuropäischer Geisteszucht“. Rimskij-Korsakow wurde zum „idealistisch-pantheistischen Lyriker und volkstümlichen Romantiker“ (Gilse van der Pals, Nikolaus van, N.A.Rimsky-Korssakow Opernschaffen nebst Skizze über Leben und Wirken, Paris und Leipzig 1929, Repr. Hildesheim 1977).
Sinfonische Dichtung ,Szazka’ (Märchen, nach Puschkin).
1880: Oper ‚Snegurotschka’ (Schneeflöckchen), ein „Schlüsselwerk“ für Rimskij-Korsakow.
1887: ‚Capriccio espagnol’.
1888: Sinfonische Suite ,Sheherazade’ (nach den Geschichten aus ‚Tausendundeiner Nacht’; Auferstehungsouvertüre ,Russische Ostern’.
Bearbeitetung von Mussorgskis Opern ,Chowanschtschina’ und ‚Boris Godunow’ sowie dessen Intermezzo ,Eine Nacht auf dem kahlen Berge’. Er vollendet Borodins fragmentarische Oper ,Fürst Igor’. Daneben verstärkte Lehrtätigkeit am Konservatorium. Alexander Glasunow, Sergej Prokofjew und Igor Strawinsky zählten zu seinen Schülern.
1883: Ausbildung der Orchestermusiker in der Hofsängerkapelle Zar Alexanders III. Balakirew war sein Vorgesetzter. Komposition kirchenmusikalischer Werke, Hymnen und Choräle. Zum offenen Bruch mit Balakirew kam es, als Rimskij-Korsakow sich dem Kreis um den Holzfabrikanten Petrovitsch Beljajew anschließt, Begründer und Finanzier der Russischen Sinfoniekonzerte. Dies war ein Forum zeitgenössischer russischer Musik. Rimskij-Korsakow übernahm die künstlerische Leitung und stellte sich offen gegen die Freie Musikschule.
1890: Unter Einfluß des ‚Rings’ Wagners komponiert er das romantische Volksepos ,Mlada’.
1891: Bruch mit Balakirew.
1893: Tod seiner Tochter Mascha und Pjotr Tschaikowskis.
Die Aufführungen der ,Mlada’ wurden zum Misserfolg.
Unterstützung erhielt Rimsky-Korsakow von der Russischen Privatoper, gegründet von dem Industriellen Sawwa Mamontow. Sie förderte junge Talente und zeitgenössische Komponisten. Mit Künstlern wie dem Sänger Fjodor Schaljapin und den Dirigenten Sergej Rachmaninow und Arthur Nikisch wurde sie eine Alternative zur verknöcherten Routine staatlicher Bühnen.
Rimskij-Korsakow wurde zum meistgespielten Komponisten des Hauses. Sechs seiner fünfzehn Opern erlebten hier die Uraufführung, darunter ,Sadko’ (1897).
1897-1899: Es entstehen rund vierzig Romanzen für ein bis zwei Singstimmen und Klavier, kammermusikalische Werke, darunter das Trio C-Dur für Violine, Cello und Klavier und die Oper ,Mozart und Salieri’ (1897).
1899: Rimskij-Korsakow tritt in seine Spätphase ein: ,Märchen vom Zaren Saltan’, ,Der unsterbliche Katchej’ (1901), ,Die Legende von der unsichtbaren Stadt Kitezh’ (1903), ,Der Goldene Hahn’ (1906).
22. Januar 1905: Blutsonntag.



Blutsonntag

Rimskij-Korsakow gehörte zu den Unterzeichnern einer öffentlichen Resolution. Er solidarisierte sich mit den protestierenden Studenten des Konservatoriums. Er wurde entlassen, auf Druck der Kollegen, der Studenten und der Öffentlichkeit wieder eingestellt. Seine letzte Oper, „Der goldene Hahn“, wurde verboten. Die Obrigkeit argwöhnte eine politische Satire.
1905: Reise mit der Familie nach Venedig. Angina pectoris.
1907: Paris. Er dirigiert eigene Werke. Nach seiner Rückkehr Arbeit an seiner Instrumentationslehre.
1908: Erneute Erkrankung. Aufenthalt mit der Familie auf dem Land in Ljubensk. Hochzeit seiner Tochter Nadeshda Nikolajewna mit einem seiner Lieblingsschüler.
8. Juni 1908: Herzanfall, Tod.
25.9.1909: Gefeierte Uraufführung seines ‚Goldenen Hahns’.

Rimsky-Korsakow gehörte zunächst dem ‚Mächtigen Häuflein’ mit Alexander Borodin, César Cui, Modest Mussorgski und ihrem Mentor Mili Balakirew an. Das Ziel der Gruppe war, das russische Musikleben grundlegend zu verändern.
1861 lockerte Zar Alexander II. die ständisch-feudalen Beschränkungen. Auf Initiative des Pianisten Anton Rubinstein wurde das erste russische Konservatorium in St. Petersburg gegründet. Die Ausbildung der Musiker wurde professionalisiert – Auftakt zu einem öffentlichen bürgerlichen Musikleben, in welchem die Künstler unabhängig von Mäzenen arbeiten konnten. Rubinstein vertrat die klassische westliche Musiktradition und war Verfechter einer systematisch-technischen Ausbildung. Das ,Mächtige Häuflein’ (oder die ,Russischen Fünf’) lehnte freilich eine solche Ausbildung ausdrücklich ab, begünstigte sie doch in ihrem Verständnis ein seelenloses, einseitig technisch orientiertes Virtuosentum. Dieses beeinträchtige die künstlerische Freiheit und das schöpferische Talent.
Vorbilder waren Alexander Dargomyshki und Michail Glinka. Glinka „erkannte ... die Bedeutung des Liedes als eines wahren ... Ausdrucksträgers des Volksgemüts“. Er hatte Elemente der russischen Volksmusik in seine Kompositionen übernommen, allerdings auf der Grundlage „seines aus Westeuropa geholten technischen Könnens“ (Gilse).
Balakirew hatte die Vision einer eigenständigen nationalrussischen Musik, die, antiromantisch und realistisch, das Gegenprogramm zur „akademisch-inhaltsleeren“ westlichen Musik bilden sollte.
1862 gründete er eine Freie Musikschule, die für jeden kostenlos war.
Damit entstanden zwei gegnerische Lager: ein gleichsam russisch-nationales der Jungrussen und das akademisch-westliche mit Rubinstein und Peter Tschaikowsky.
Die Kluft wurde mit der Zeit beseitigt. Die westlich orientierten Komponisten strebten eine nationale russische Musik an, die ‚Jungrussen’ wiederum erkannten die Bedeutung systematischer Musikausbildung.
Nikolaj Rimskij-Korsakow öffnete sich als Erster westlicher Kompositionsweise.
Nach Übernahme seiner Professur 1871 entstand im ‚Mächtigen Häuflein’ ein Konflikt. „Der Balakirewsche Kreis (...) ließ fast nur Orchester-, Klavier- und Chormusik (...) gelten und ignorierte die gesamte Kammermusik, Gesangsensembles und Streichersoli“, notierte Rimskij-Korsakow in der ‚Chronik meines musikalischen Lebens’. Er studierte klassische und zeitgenössische Werke, etwa Bach; Mozart, Beethoven, Berlioz und Liszt wurden Vorbilder für ihn. Wagner gegenüber verhielt er sich zunächst distanziert. Er komponierte Klavierwerke, Romanzen, Konzertstücke und Kammermusik, wandte sich dem Volksepos, den Märchen und Geschichten zu, ebenso der russischen Volksmusik, die er in sein späteres Hauptwerk, die Programmusik und die Opern, integrierte.

Von Rimsky-Korsakow stammt eine Übersetzung und Vertonung (1866, op. 3 Nr. 1) von Heinrich Heines Gedicht „Ein Fichtenbaum“ aus dem Buch der Lieder.

Ein Fichtenbaum steht einsam
Im Norden auf kahler Höh.
Ihn schläfert; mit weißer Decke
Umhüllen ihn Eis und Schnee.
Er träumt von einer Palme,
Die, fern im Morgenland,
Einsam und schweigend trauert
Auf brennender Felsenwand.
(Heinrich Heine)

Literatur: Gilse van der Pals, Nikolaus van, N.A.Rimsky-Korssakow Opernschaffen nebst Skizze über Leben und Wirken, Paris und Leipzig 1929, Repr. Hildesheim 1977

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