Donnerstag, 27. April 2006
Literatur. Ossip Mandelštam (1891-1931)
15.1.1891, Ossip Mandelštam in Warschau geboren (gest. 1931).



Mandelštam war Gegner der Bolschewiken. Gleichwohl blieb er nach der Revolution in der SU. Während der stalinistischen Ära 1929 bis 1953 wurde die Veröffentlichung seiner Werke, die sich deutlich gegen die offizielle Kunstdoktrin des sozialistischen Realismus sperrten, unterdrückt. Mandelštam selbst geriet zunehmend in die Isolation.

1934 wurde er wegen einer kritischen Schrift über Stalin aus Moskau verbannt. Kurz nach der Rückkehr 1937 wurde er wiederum verhaftet und zu fünf Jahren Zwangsarbeit in einem sibirischen Arbeitslager in der Nähe von Vladivostok verurteilt. Dort starb er am 27. Dezember 1938.
1956: Rehabilitation. Für sowjetische Intellektuellen- und Künstlerkreise wurde er eine Leitfigur.

Werke:
Das Frühwerk ist deutlich vom russischen und französischen Symbolismus bestimmt. Bald neigt er dem akmeistischen Stil zu.
Er griff immer wieder auf Motive der europäischen Literatur zurück. Kennzeichnend für seinen Stil ist das etymologische Spiel mit Wörtern und eine mythopoetische, oft undurchschaubare Bildsprache.

Mandelštam publizierte zwei Gedichtbände:
"Kamen" (1913, "Der Stein"), in denen Mandelstams Abschied vom Symbolismus deutlich wird; in "Trista" (1922, "Dreihundert") wendet er sich einer neo-klassizistischen Richtung zu.
Zudem arbeitete er als Übersetzer, schrieb mehrere Essays und Erzählungen, etwa "Šum vremeni" (1925, "Das Rauschen der Zeit"; 1928 erweitert: "Egipetskaia marka", "Die ägyptische Briefmarke"), "O poézii" (1928, "Über die Poesie"), "Putešestvie v Armeniú" (1933, "Die Reise nach Armenien") und "Razgovor o Dante" ("Ein Gespräch über Dante"; entstanden 1933, hg. 1967).
Anfang der siebziger Jahre veröffentlichte seine Witwe, die Schriftstellerin Nadežda Jakovlevna Mandelštam (1899-1980), zwei Erinnerungsbände.

Mandelštam gilt heute als einer der größten russischen Dichter des 20. Jahrhunderts.

Lit.: R. Dutli, Ossip Mandelstam. „Als riefe man mich bei meinem Namen“. Ein Essay über Dichtung und Kultur, Frankfurt a.M. 1990

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