Mittwoch, 26. April 2006
Literatur. 1921: Gründung der literarischen Gruppe der „Serapionovy brat’ja“ (nach E.T.A. Hoffmanns „Die Serapionsbrüder“, 1819/21)
burkhardt krause, 21:59h
21.2.1921 im Petrograder Dom.
Sie wandte sich gegen die seit den 20er Jahren zunehmende Funktionalisierung der Literatur durch den Proletkul’t und die bolschewistische Kulturpolitik.
Lev Lunc (1901–1924) beschrieb 1922 in seinem literarischen Manifest „Pocemu my Serapionovy brat’ja“ das „Serapiontische Prinzip“ als Ablehnung des Philistertums und des Utilitarismus in der Literatur. Literatur müsse frei sein und ohne parteiliche Einflußnahmen wirken können: „Wir glauben, daß literarische Phantastereien eine Art Wirklichkeit sind. Wir wollen keinen Utilitarismus. Wir schreiben nicht für die Propaganda. Die Kunst ist real wie das Leben, und wie das Leben selbst ist sie ohne Ziel und ohne Sinn: sie existiert, weil sie existieren muß.“
Die „Serapionisten“ wandten sich gegen die Widerspiegelungstheorie wie gegen die Vorstellung, daß Literatur einen sozialen bzw. politischen Auftrag habe. Sie müsse vielmehr ausschließlich der Aufrichtigkeit und Qualität künstlerischer Visionen verpflichtet sein.
Zu den Serapionisten gehörten u.a. die Autoren Lev Lunc, Venjamin Kaverin, Michail Zoscenko, Michail Slonimskij, Nikolaj Nikitin, Elizaveta Polonskaja, Il’ja Gruzdev, Vladimir Pozner und Viktor Sklovskij, später Vsevolod Ivanov, Konstantin Fedin und Nikolaj Tichonov.
Vor allem Sklovskij und Evgenij Zamjatin prägten die literarischen Anschauungen: Es ging ihnen um eine gegen die Alltagswelt gerichtete innovative Stilistik, irritierende Kompositionen und spannende, phantastische Sujets.
Lunc forderte von der Literatur auch, daß sie spannend zu sein habe und wies auf die westliche Abenteuerliteratur eines Cooper, Dumas und Stevenson hin („Handlungsliteratur“).
Es gab drei Stilrichtungen: den „Ornamentalismus“ (intensive Bildersprache, Skaz: Ivanov und Nikitin), die am "Phantastischen" orientierte Sujetprosa (Lunc, Kaverin, Slonimskij) und eine die spätrealistische psychologische Erzähltradition fortführende Richtung (Fedin).
Um 1927 versiegte die Hoffnung auf einen unabhängigen Weg der Literatur.
Allerdings blieb der Name „Serapionsbrüder“ bis in die 50er Jahre ein Zeichen antirevolutionären Dissidententums. Viele Texte der Gruppe konnten erst in der Perestrojkaphase veröffentlicht werden.
Sie wandte sich gegen die seit den 20er Jahren zunehmende Funktionalisierung der Literatur durch den Proletkul’t und die bolschewistische Kulturpolitik.
Lev Lunc (1901–1924) beschrieb 1922 in seinem literarischen Manifest „Pocemu my Serapionovy brat’ja“ das „Serapiontische Prinzip“ als Ablehnung des Philistertums und des Utilitarismus in der Literatur. Literatur müsse frei sein und ohne parteiliche Einflußnahmen wirken können: „Wir glauben, daß literarische Phantastereien eine Art Wirklichkeit sind. Wir wollen keinen Utilitarismus. Wir schreiben nicht für die Propaganda. Die Kunst ist real wie das Leben, und wie das Leben selbst ist sie ohne Ziel und ohne Sinn: sie existiert, weil sie existieren muß.“
Die „Serapionisten“ wandten sich gegen die Widerspiegelungstheorie wie gegen die Vorstellung, daß Literatur einen sozialen bzw. politischen Auftrag habe. Sie müsse vielmehr ausschließlich der Aufrichtigkeit und Qualität künstlerischer Visionen verpflichtet sein.
Zu den Serapionisten gehörten u.a. die Autoren Lev Lunc, Venjamin Kaverin, Michail Zoscenko, Michail Slonimskij, Nikolaj Nikitin, Elizaveta Polonskaja, Il’ja Gruzdev, Vladimir Pozner und Viktor Sklovskij, später Vsevolod Ivanov, Konstantin Fedin und Nikolaj Tichonov.
Vor allem Sklovskij und Evgenij Zamjatin prägten die literarischen Anschauungen: Es ging ihnen um eine gegen die Alltagswelt gerichtete innovative Stilistik, irritierende Kompositionen und spannende, phantastische Sujets.
Lunc forderte von der Literatur auch, daß sie spannend zu sein habe und wies auf die westliche Abenteuerliteratur eines Cooper, Dumas und Stevenson hin („Handlungsliteratur“).
Es gab drei Stilrichtungen: den „Ornamentalismus“ (intensive Bildersprache, Skaz: Ivanov und Nikitin), die am "Phantastischen" orientierte Sujetprosa (Lunc, Kaverin, Slonimskij) und eine die spätrealistische psychologische Erzähltradition fortführende Richtung (Fedin).
Um 1927 versiegte die Hoffnung auf einen unabhängigen Weg der Literatur.
Allerdings blieb der Name „Serapionsbrüder“ bis in die 50er Jahre ein Zeichen antirevolutionären Dissidententums. Viele Texte der Gruppe konnten erst in der Perestrojkaphase veröffentlicht werden.
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