Mittwoch, 26. April 2006
Literatur. Leo (Lev) Tolstoi (1828-1910)
9. September: Leo (Lev) Tolstoi wird als vierter Sohn eines adligen Gutsbesitzers in Jasnaia Polana geboren.
Nach 1830: Kommt er in die Fürsorge seiner Tante Gräfin Alexandra von Osten-Saken.
Erziehung und Unterricht durch französische und deutsche Hauslehrer.



1844: Beginn des Studiums orientalischer Sprachen, später Jura in Kazan.
1846: Beginn von ‚Intimes Tagebuch’ (das er bis zu seinem Tod führt).
1847: Studienabbruch. Auszahlung seines Erbes. Erste kleinere Essays auf dem Landgut Jasnaia Polána.
1848: Moskau und Sankt-Petersburg. Tagebuchaufzeichnungen: Gesellschaftskritik und Reformbewußtsein.

1850: Versucht Laurence Sternes A Sentimental Journey zu übersetzen.
1851: Folgt dem im Kaukasus stationierten Bruder. Eintritt in die Armee. Entschluß, Schriftsteller zu werden.
1852: Autobiographischer Roman ‚Detstvo’ (Kindheit). Spätere Erweiterung um ‚Otročestvo’ (1854, Knabenalter), Junost (1857, Jünglingsjahre). Die Trilogie schildert, gegen die russische Romantik gerichtet, die Zeit seines eigenen Heranwachsens.
1855/56: Sevastopolskie rasskazy (Sevastopol): Berichte über seine zunächst begeisterte Teilnahme am Krimkrieg.
Sevastopol im Dezember, Sevastopol im Mai und Sevastopol im August erscheinen in der Zeitschrift ‚Sovremennik’ (Der Zeitgenosse). Tolstoi zeichnet nun drastisch den Kontrast zwischen den hohen patriotischen Idealen der Verteidiger der Festung mit der furchtbaren Realität des Krieges. Tolstoi wandelt sich zum Kriegsgegner.
1856: Rückkehr als Kurier nach St. Petersburg.
1856: Versuche, die Situation seiner Leibeigenen zu ändern, scheitern. Seine Liebeleien mit Bauernmädchen und einer verheirateten Bäuerin werden 1889 in der Erzählung Der Teufel verarbeitet.
1857 und 1861: Zwei Europareisen Paris, Genf, Luzern, Baden-Baden; London, Paris, Brüssel. Tolstoi trifft den Publizisten Alexander Herzen und den Anarchisten Pierre Joseph Proudhon.
1861: Gründung einer Schule für 50 Bauernkinder mit modernen Lehrmethoden. Herausgabe der pädagogische Zeitschrift Jasnaia Polána (beide Projekte bis 1862, von den Behörden untersagt).
1862: Heirat der Schriftstellerin und Gutsbesitzertochter Sophia Andreevna Bers.
Verwaltung des Landgutes.
Es entstehen ‚Vojna i mir’ (1868/69, Krieg und Frieden) und ‚Anna Karenina’ (1875-1877), Tolstois bedeutendsten Romane.
1869: „Seelische Epilepsie“ (‚Notizen eines Wahnsinnigen’, 1884).
Erfahrung des Mißverhältnisses zwischen philosophischen Ideen und seinem Leben im Wohlstand.
1879: Lektüre Arthur Schopenhauers. Befestigung der pessimistischen Grundhaltung.
1881: Austritt aus der Kirche.
1884: Versuch als Schuster ein einfaches Leben zu führen.
1885: Gründung des Verlags Posrednik (Der Vermittler) als Organ religiös-moralischer Schriften mit erheblicher Wirkung (bis 1891 20 Millionen verkaufte Exemplare).
Juli 1891: Verzichtet auf alle Ansprüche an den Werken, die vor seiner „zweiten Geburt“ 1881 geschrieben wurden.
1910: Trennung von seiner Frau. Tolstoi verläßt mit seinem Arzt und seiner jüngsten Tochter den Familiensitz nach Konstantinopel.
20. November 1910: Tolstoi stirbt im Bahnhof von Astapovo an Lungenentzündung.

Werke:
Kindheit (1852) - Knabenalter (1854) - Sewastopol (1855/56) - Der Morgen eines Gutsbesitzers (1856) - Luzern (1857) - Jünglingsjahre (1857) - Drei Tode (1859) - Eheglück (1859) - Polikuschka (1861) - Die Kosaken (1863) - Krieg und Frieden (1868) - Anna Karenina (1877) - Ivan der Narr und seine Brüder (1880) - Kritik der dogmatischen Religion (1881) - Meine Beichte (1882) - Übersetzung der vier Evangelien (1883) - Worin mein Glaube besteht (1883) - Der Leinwandmesser (1885) - Die beiden Alten (1885) - Wie viel Erde braucht der Mensch (1885) - Der Tod des Iwan Iljitsch (1886) - Die Macht der Finsternis (1886) - Volkserzählungen (1881-1886) - Das Leben (Tolstoi) (1887) - Die Kreutzersonate (1889) - Der Teufel (1889) - Das Himmelreich in euch (1893) - Grausame Vergnügungen (1895) - Herr und Knecht (1895) - Was ist Kunst? (1898) - Auferstehung (1899) - Vater Sergius (1899) - Krieg und Revolution (1904) - Für alle Tage (1904) - Das große Verbrechen (1905) - Das Ende einer Welt (1906) - Hadschi Murat (posthum 1912) - Der lebende Leichnam (postum 1913)

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