Mittwoch, 26. April 2006
Literatur. Iwan Gontscharow (1809-1891)
18.6. 1809 in Simbirsk, Iwan Gontscharow geboren (gest. 1891).



Einer der wichtigsten Vertreter des Realismus in der russischen Literatur des 19. Jhts.
Er greift zeittypische Themen auf wie den Nihilismus, die Langeweile vor dem Hintergrund gesellschaftlichen Wandels.

Sein bedeutendstes Werk ist Oblomow (1857).
Oblomow ist ein charakteristischer Figurentypus des „überflüssigen Menschen“, der beim Wandel von der feudalen in die bürgerliche Gesellschaft seine Funktion verloren hat.

Studium der Literatur in Moskau.
1834: Übernahme in den Staatsdienst.
1835 bis 1852: Beamter des Finanzministeriums in Sankt Petersburg.
Weltreise: Nach Schweden, England, Korea, China und Japan. Verarbeitet in: Fregat Pallada (2 Bde., Die Fregatte Pallas), ein Werk, das die Reiseliteratur einer sentimental-verklärenden Romantik parodiert.
1855: Rückkehr nach Sankt Petersburg. Arbeitet als staatlicher Zensor.
1865: Beamter der obersten Pressebehörde.
1891: Tod in Sankt Petersburg.

Werke:
Erzähldebüt Obyknovennaja istorija (1847; Eine gewöhnliche Geschichte). Zentrales Thema: Die unerträgliche Langeweile des russischen Landadels. Spannung aus frühkapitalistischen Wandlungen Rußlands und lebensfernem Idealismus (Aleksandr Adujew).

1859: Großes Aufsehen mit seinem Hauptwerk Oblomov. Er schildert darin den untätig zwischen Tisch und Bett sich bewegenden Gutsbesitzer. Durch seine Unentschlossenheit und Gleichgültigkeit verliert Oblomov die Liebe der Frau, die ihn aus seiner Lethargie herauszureißen, d.h. ihn erlösen will. Dem Protagonisten steht die Gestalt des russischen Industriellen mit positiven Zügen gegenüber. Als neuntes Kapitel des Romans steht die bereits früher separat publizierte Erzählung Son Oblomova (Der Traum Oblomovs). Sie gibt ein Bild der psychologischen Vorgeschichte des trägen Charakters. Materiell abgesichert und jeglicher Verantwortung enthoben, begann dessen Leben „mit dem Erlöschen“. 1979 wurde der Roman unter der Regie von N. Michalkov verfilmt.

1989 wurde er von Franz Xaver Kroetz dramatisiert (Oblomow, Uraufführung am 5. März 1989 im Münchner Residenztheater).

1869: Obryv (Die Schlucht) publiziert. Er ist der letzte der drei bedeutenden Romane Gontscharows, die er als Trilogie ansah:
„Ich sehe darin nicht drei Romane, sondern einen. Sie alle sind miteinander durch einen gemeinsamen Faden, eine folgerichtige Idee verbunden: den Gedanken des Übergangs von einer Epoche des russischen Lebens, welche ich erlebt habe, in eine andere.“
In der Figur des Sozialrevolutionärs Volochov zeichnet Gontscharow einen Nihilististen, der gegen die aufkeimende „neue Lüge“ des Kapitalismus rebelliert. Ihm steht mit Vera eine Lichtgestalt zur Seite, als „helle(s) Bild eines vorbildlichen Menschen“. In der Gestalt des Sägewerksbesitzers Tuschin entwickelt Gontscharow einen fortschrittlichen, aktiven Protagonisten: „Alle Tuschins erweisen Russland ihren Dienst, indem sie seine Umgestaltung und Erneuerung ausarbeiten, vollenden und festigen.“

Gontscharow verfaßte auch Gedichte, Erzählungen und Aufsätze zur Literaturkritik.

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