Mittwoch, 26. April 2006
Literatur. 1703: V.K. Tredjakovskij geboren (gest. 1769).
Einer der ersten Texte, der explizit die Geschichte der russischen Poesie aufgreift, ist Vasilij Trediakovskijs „Über die alte, die mittlere und die neue russländische Dichtung“ von 1755). Es ist der Versuch, den gegenwärtigen Stand der russischen Dichtung als Höhepunkt einer langen Entwicklung aufzuweisen.
Für Tredjakovskij, Sohn eines verarmten Priesters in Astrachan, war die westliche Bildung ein tiefgreifendes Erlebnis. Er studierte an der Sorbonne. Für Tredjakovskij ist der französische Einfluß dominant.
1748: „Traktat von alter und neuer Orthographie“. Er enthält die Aufforderung zum Bruch mit den kirchenslavischen Traditionen, zur Einführung einer Rechtschreibung, die das lebendige Russische widerspiegelt:
Die „Aussprache der zarten Damen (sei) schon längst dazu übergegangen (...), den russischen Lauten zu folgen.“ Er prophezeite, daß „auch die Herren Gelehrten bald freiwillig ihrem Beispiel folgen würden, einfach weil die Herren Gelehrten auch nicht aus Holz geschnitzt seien.“
1752: Übersetzung von Nicolas Boileaus „L’art poetique“, einer der wichtigsten klassizistischen Poetiken.
1735: Lehre von den Gattungen. Er begründet erstmals ein festgefügtes System auf klassizistischer Grundlage.
Unterscheidung: Epische (epopöische oder heroische), lyrische u. dramatische Poesie.
Das Epos ist die höchste Literaturart. Danach folgt die Ode (mit hohen, edlen, zuweilen zarten Stoffen).
Unterscheidung: bukolische, elegische, epigrammatische, didaktische, satirische, epistolische u.v.a. sekundäre Gattungen.
Lomonosov verteilte die Trediakovijschen Gattungen auf (seine) drei Stile:
stylus sublimior sei in griechischen (d.h. heroischen) Poemen, festlichen Oden und Prosareden über erhabene Materien anzuwenden.
stylus mediocrici in Tragödien, moralischen Komödien, versifizierten Episteln, satirischen Gedichten, Eklogen und Elegien wie in der Prosa in Memorabilien und gelehrten Schriften.
stylus inferior in Farcen, Epigrammen und Liedern, prosaischen Episteln u. Schilderungen alltäglicher Dinge und Begebenheiten.

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