Freitag, 5. Mai 2006
Musik: Alexander Nikolajewitsch Skrjabin (1872-1915)
Skrjabins früh verstorbene Mutter war eine talentierte Pianistin; der Vater Diplomat. Der Junge wuchs bei seiner Tante auf, die seine musikalische Begabung förderte.



1888: Aufnahme am Moskauer Konservatorium (Unterricht u.a. bei Sergej Tanejew und W. Safonow), wo er auch eine Goldmedaille als Pianist gewann (neben Rachmaninov).

1892: Erfolgreicher Abschluß des Studiums.

Bald folgten Auftritte als Pianist und Aufführungen eigener Kompositionen. Wesentliche Impulse vermittelte ihm M. Beljajew, der für ihn internationale Tourneen organisierte und seine Werke betreute.

Es schloß sich eine Europatournee mit der Vorstellung eigener Werke an.
Mit 29 Jahren wurde Skrjabin Professor am Moskauer Konservatorium.

Nach fünf Jahren gab er die Professur wieder auf und lebte nun für längere Zeit im Westen, zunächst in der Schweiz, dann in Belgien.

1906/07 unternahm eine ausgedehnte Gastspielreise, die ihn auch in die USA führte.

1908 zog er nach Brüssel.

Einen eigentümlichen Stil entfalteten seine Kompositionen mit der 3. Sonate. Auffällig war die unkonventionelle Form und Durchgestaltung der Harmonien. Der Titel der Sonate, er bezog sich offenbar auf den Komponisten selbst, war „Seelenzustände“.
1910 zog er nach Moskau zurück. Dort wandte er sich mit großer Begeisterung Vorstudien zu einem kultischen „Mysterium", einem gigantischen „Gesamtkunstwerk" zu.
Skrjabin wurde von Nietzsche bzw. dessen Idee des Dionysischen beeinflußt (ebenso von der Lebensphilosophie, Bergson u.a.). Zudem beschäftigte er sich intensiv mit theosophisch-spekulativen Konzeptionen. Leidenschaftlich hing er der Idee an, sämtliche Künste bzw. Sinne (Wort, Ton, Farbe, Duft, Berührungen Tanz, bewegte Architektur) gleichsam multimedial in einer mystischen Synthesis miteinander zu vereinigen.



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Im Kontext dieser Idee entwickelte er den sogenannten „mystischen Akkord“ (= C Fis B e a d g). Damit verabschiedete sich sein Schaffen von den Grundlagen der konventionellen Tonarten.

Sein berühmtes „Prometheus“ (Le Poème du feu von 1908/10) war für ein „Farbenklavier“ konzipiert. D.h. daß einzelnen Tönen bestimmte Farben korrespondierten, die auf eine Leinwand projiziert wurden.

Die Urteile über Skrjabins Werk waren und sind nach wie vor gespalten. Schostakowitsch nannte Skrjabin krankhaft-dekadent, zügellos und unfähig; andere sehen in ihm einen bedeutenden Vorbereiter der Moderne.
1915 starb Skrjabin an einer Blutvergiftung.

Skrjabin hinterließ ein recht umfangreiches Werk (Kammermusik, Klavierkonzerte, vokalinstrumentale Werke u.a.)


Lit.:
Friedrich Gorenstein, Skrjabin. Poem der Ekstase, Berlin 1994
Kienscherf, Barbara, Das Auge hört mit. Die Idee der Farblichtmusik und ihre Problematik, beispielhaft dargestellt an Werken von Alexander Skrjabin und Arnold Schönberg, Frankfurt a.M. 1996
Schibli, Sigfried, Alexander Skrjabin und seine Musik. Grenzüberschreitungen eines prometheischen Geistes, München 1983
Marina Lobanova, Mystiker, Magier, Theosoph, Theurg: Alexander Skrjabin und seine Zeit, 2004

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