Mittwoch, 3. Mai 2006
Geschichte. Deutsche Auswanderer ziehen nach Osten
Deutsche Auswanderer ziehen nach Osten (1816/1817)

In einem Manifest Zar Alexanders I. vom 29. November 1813 wurden deutschen Siedlern folgende Privilegien versprochen:
- Landschenkung
- Zinsloser Kredit
- Steuerfreiheit auf 10 Jahre
- Selbstverwaltung
- Religionsfreiheit
- Freistellung vom Militärdienst

Vertreter des Zaren boten Aussiedlungswilligen diese Privilegien in Württemberg, dem nordostdeutschen Raum (Mecklenburg) und dem Herzogtum Warschau an, wo sich wenige Jahre zuvor deutsche Siedler niedergelassen hatten.
Zar Alexander hatte 1815 mehrere Städte in Südwestdeutschland besucht. Er galt als Napoleons großer Gegenspieler. Vor allem viele Pietisten sahen in ihm den Befreier der Welt von einem mit Gottes Hilfe besiegten Teufel. Tausende von Württembergern waren bereits nach nach Rußland ausgewandert.



Das Angebot in Rußland siedeln zu können, wurde insbesondere von radikalen Pietisten wahr genommen. Der Pietismus spielte in Deutschland, zumal in Süddeutschland (Alt-Württemberg), eine bedeutende Rolle. Er fand bis in die Ukraine Verbreitung. Die radikalen Pietisten waren davon überzeugt, daß das wahre Christentum allein außerhalb der verfaßten Kirche ausgeübt und gelebt werden könne.
1816/17 gabe es eine große Auswanderungswelle aus religiösen Gründen, auch wenn sich gewiß auch viele Nicht-Separatisten dem Zug aus wirtschaftlichen Gründen angeschlossen haben.
Im Siedlungsgebiet, d.h. Rußlands südlichster Provinz Transkaukasien, führten sie wieder die alte Liturgie und das alte Gesangbuch ein. Rußland bot sich an, weil es durch den Sieg über Napoleon und durch die Organisation der „Heiligen Allianz“ eine besondere Rolle in der Welt zu spielen schien.
1816/1817 bildeten sich im Neckar- und Schwarzwaldkreis (Schwaikheim, Marbach, Eßlingen, Nagold-Freudenstadt, Bösingen, Weißach, Oetlingen, Walddorf, Plattenhardt, Pliezhausen, Reutlingen u.a.) sogenannte „Harmonien“. In Berichten wird vermerkt, daß viele Auswanderer meinten, auf ihrer Reise nach Rußland würden Kleider und Schuhe nicht zerreißen. Gott würde Manna regnen lassen und das Schwarze Meer würde sich teilen, wenn keine Schiffe für die Überfahrt da sein würden. Der Text eines Liedes lautet: „Sehr wuchtig, groß, heilig, gesegnet durch Christum ist wirklich des großen Alexanders Verrichtung“.
Viele Siedler starben auf dem Weg in den Kaukasus. Von Alexander erhielten sie Hilfe und Unterstützung. Es kamen etwa 500 Familien in Georgien an. Um Tiflis entstanden zahlreiche deutsche Dörfer.

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